Veranstaltung Berlin: „Erwachsen wird man nur im Diesseits“
Auf einer Veranstaltung am Donnerstag, den 10.10.2013, liest die muslimische Autorin Emel Zeynelabidin aus ihrer in diesem Jahr veröffentlichten Textsammlung „Erwachsen wird man nur im diesseits“. Die Veranstaltung findet um 20.00 Uhr im Ballhaus Naunynstraße 27, Berlin-Kreuzberg (Nähe U-Bahnhof Kottbusser Tor), statt.
Die Autorin, Tochter des Gründers der deutschen Sektion von Milli Görüs, war langjährig in strenggläubigen muslimischen Zusammenhängen tätig, hat ihre religiösen Vorstellungen im letzten Jahrzehnt nach intensiver Befassung mit dem Koran und den religiösen Überlieferungen im Islam neudefiniert. Sie tritt heute für ein muslimisches Gottesbild ein, wonach Gott „Barmherzige Intelligenz in Vollkommenheit“ ist, wendet sich ausdrücklich gegen religiöse Konzepte, die auf einem Religionsver- ständnis beruhen, welches „mit Sünde und Strafe, mit Verboten und Erlaubtem arbeitet“ und „ein trennendes Menschenbild transportiert…“. Sie lehnt Religionsvorstellungen, bei denen eine Fixierung auf Rituale, auf Äußerlichkeiten und die Abgrenzung gegenüber den Anderen Programm sind, ab.
E. Zeynelabidin wendet sich ganz ausdrücklich gegen die aktuellen Inhalte muslimischen Religionsunterricht in der Bundesrepublik Deutsch land, die lediglich ein konservatives orthodoxes Islamverständnis wider- spiegeln und von denen sie sagt, dass sie das (schädliche) Bild eines strafenden Gottes vermitteln.
Als von herausragender Bedeutung ist diese Forderung der Autorin zu bezeichnen: „Es wird Zeit, dass Erwachsene für die psychischen Schäden, die sie mit dem Bild eines strafenden Gottes angerichtet haben, Verantwortung übernehmen.“. Missbrauch von Kindern ist derzeit in aller Munde; um den geistlichen Missbrauch von Kindern und dessen unter Umständen lebenslange negative Auswirkungen kümmert sich in Deutschland bislang jedoch keine politische Institution. Diese misshandelten Kinder haben keine Lobby. Zeynelabidin zielt mit ihrer Forderung nicht lediglich auf muslimisch-orthodoxe, sondern der Sache nach auch auf christlich-fundamentalistische Kreise.
Eine Rezension des Buches von Zeynelabidin findet sich im Humanistischen Pressedienst.
Walter Otte 06.10.2013