Säkulare Forderung: Humboldt – Forum ohne Kreuz !

Die Landesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne Berlin lehnt die Errichtung eines Kreuzes auf dem neuen Humboldt-Forum ab. Wir unterstützen die entsprechende Haltung der Grünen Mitglieder des Senats.

 

Das Humboldt-Forum knüpft an die Gestaltung des zerstörten Berliner Stadtschlosses an, ist jedoch bewusst keine originalgetreue Nachbildung. Die Ostseite des Gebäudes verzichtet gänzlich auf jeden historischen Bezug. Auch der Innenausbau unterscheidet sich grundlegend von dem der Hohenzollern-Residenz. Nicht die versteinerte Huldigung des Gottesgnadentums findet im Humboldt-Forum ihren Platz, sondern vielmehr die Kulturen der Welt. Aus dem Symbol der Macht preußischer Herrscher wird ein Ort der religiöser Vielfalt und interkultureller Toleranz. Dieser historische Bruch muss sich auch in der äußeren Gestaltung des Humboldt-Forums niederschlagen.

Das Kreuz auf der Kuppel des Schlosses wurde in den 60er Jahren des 19. Jahrhundert nicht zuletzt als Sinnbild für die brutale Unterdrückung der Ideale aus der Revolution von 1848 errichtet. Dieses Kreuz hatte daher von Anfang an nichts zu tun mit christlicher Demut, sondern vielmehr mit dem Missbrauch sakraler Symbole zur Legitimation weltlicher Herrschaft.

Will das Humboldt-Forum künftig Heimstadt der Kulturen dieser Welt werden, kann weder ein bestimmtes religiöses noch weltanschauliches Symbol über allem stehen. Das Kreuz als religiöses Symbol würde sonst eine Deutungs- und Bedeutungs- hoheit einer Religion gegenüber allen anderen festschreiben.

Christinnen und Christen haben selbstverständlich das Recht, für sich das Kreuz als Symbol von Demut und Aufopferung zu sehen und ihr persönliches Lebensumfeld entsprechend zu gestalten. Der Staat wiederum hat die Pflicht, diese grundrechtlich garantierte religiöse und weltanschauliche Freiheit sowie deren öffentliche Betätigung zu schützen. Die individuelle Religionsfreiheit darf aber vom Staat nicht zweckentfremdet werden, ein bestimmtes religiöses Symbol als Wahrzeichen öffentlicher Gebäude über andere Religionen zu erheben.

Das Humboldt-Forum ist kein Sakralbau, sondern ein öffentliches Gebäude. Das Kreuz wird zwar von privaten Spendern bezahlt und nicht aus öffentlichen Mitteln. Gemeinwohl und Demokratie sind jedoch unverkäuflich. Die Gestaltung der Stadt, gerade an besonders herausgehobenen Orten, kann und darf nicht privatisiert werden. Die Entscheidung ist im demokratischen Diskurs zu fällen und nicht mit dem Scheckbuch.

Angesichts der erhitzten öffentlichen Diskussion sollte bei der Errichtung der Kuppel vorerst auf jedwedes Symbol verzichtet werden. Das gilt auch für Vorschläge, beispielsweise ein Mikroskop als Ausdruck des wissenschaftlichen Anspruchs Humboldts auf der Kuppel zu installieren. DieDebatte über ein angemessenes Symbol – oder auch auf dessen Verzicht – sollte weitergehen. Vorschnelle Entscheidungen sind hier fehl am Platz.

Berlin, 7. Juni 2017

Walter Otte     Gudrun Pannier
Sprecher*innen der LAG Säkulare Grüne Berlin

 

Beschluss der LAG Säkulare Grüne vom 07.06.2017